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 "Der Wandel kann Spaß machen"

Rebecca Freitag | Green-Speakerin Rebecca Freitag spricht über ihre Motivation, gerade jungen Menschen eine Stimme zu geben, über ihr aktuelles Projekt einer interaktiven Karte mit Nachhaltigkeits-Tipps und ihr großes Vorbild Björn Obmann, der sie bei der BUNDjugend darin bestärkt hat, den eigenen Ideen zu vertrauen.

Rebecca Freitag in hellem Pullover mit grün bemalter Hand über ihr Vorbild: "Björn hat uns nicht gesagt, so und so müsst ihr das machen, wie ich das von der Schule kannte, sondern hat uns viele Freiräume gegeben, unsere eigenen Wege zu fiinden."
© berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler

Frau Freitag, was treibt Sie bei Ihrem Engagement für Klimaschutz und Nachhaltigkeit an?

Ich möchte denjenigen eine Stimme geben, die sonst ungehört bleiben oder auch nicht so laut zu hören sind. Das sind zum Beispiel die jungen Menschen: Über 51 Prozent der Menschen weltweit sind jünger als 30 Jahre – aber in den nationalen und internationalen Parlamenten, also den Volksvertretungen, sind es gerade mal 2 Prozent! Das war für mich der Grund, auch Botschafterin der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen zu werden. Es geht dabei um die Rechte derjenigen Menschen, die aktuell noch gar nicht geboren sind, also noch gar keine eigene Stimme haben. Ich will aber auch für die Natur sprechen, indem ich dafür kämpfe, dass jede Entscheidung, die wir treffen – ob politisch oder wirtschaftlich –, auch in ihrem Sinne ist. Gerechtigkeit ist einer meiner Kernwerte, die mich antreiben. Und schließlich möchte ich den Menschen zeigen, dass der Wandel, den wir vor uns haben, Spaß machen kann. Schließlich geht es darum, neue Denkweisen und Systeme aufzubauen, die für alle positiv sind – für die Natur, für uns als Gesellschaft und natürlich auch für nachfolgenden Generationen! In den letzten Jahren habe ich mich dabei immer mehr auf die Unternehmen konzentriert, weil mich mein politisches Engagement zunehmend frustriert hat und ich den Eindruck hatte, da geht es nur extrem langsam voran – wenn überhaupt. Die Politik erscheint mir in dieser Zeit nicht der ersehnte große Treiber für den notwendigen Wandel zu sein. In der Wirtschaft sehe ich dagegen vielerorts einen großen Willen, aber auch Ressourcen und Freiräume, den Wandel voranzutreiben und zu gestalten.

Petrolfarbener Handabdruck auf gelbem Hintergrund.

"Wenn ich Nachhaltigkeit mit einem Wort beschreiben müsste, wäre das: 'Weniger'."

QuelleZitat Rebecca Freitag © Bild: BMBF

Gibt es jemanden, der oder die Sie hinsichtlich Ihres sozialen und ökologischen Engagements besonders geprägt hat, eine Art Vorbild für Sie war?

Bei so vielen Menschen, aber auch Gruppen und Institutionen, die mich geprägt und beeinflusst haben, ist es eigentlich nicht korrekt, nur einen Menschen als Vorbild rauszupicken. Das geht bei meinen Eltern los, die immer viel Wert auf regionales, vollwertiges Essen gelegt und im Bio-Laden eingekauft haben – und mir das somit wie selbstverständlich mitgegeben haben. Außerdem sind sie oft mit mir in die Kirche gegangen. Wir waren in einer sehr modernen Gemeinde, in der es eine extrem engagierte Pfarrgemeinderätin gab. Da wurde sehr darauf geachtet, die Bibelgeschichten modern zu interpretieren und auf unsere heutige Situation zu übertragen. Durch das Feiern von Erntedank und ähnlichem habe ich Dankbarkeit und Wertschätzung für die Gaben der Natur gelernt. Aber auch das soziale Miteinander, den achtsamen Umgang untereinander und dass man jenen helfen muss, die selbst keine Stimme haben.

Videointerview mit Rebecca Freitag anlässlich der Kampagne „Lernen. Handeln. Gemeinsam Zukunft gestalten. Bildung für nachhaltige Entwicklung“

Unter dem Titel „Lernen. Handeln. Gemeinsam Zukunft gestalten. Bildung für nachhaltige Entwicklung“ macht das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit Anfang 2023 mit einer Kampagne auf das Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) aufmerksam.

: Video : 02:21

Und wenn Sie doch einen Menschen rausgreifen müssten?

Dann am ehesten Björn Obmann. Er war damals Jugendbildungsreferent bei der BUNDjugend Berlin. Er hat internationale Austauschprogramme mit dem Thema Nachhaltigkeit verbunden – und das hat mich unheimlich inspiriert. 2015 etwa war ich in China und habe in Peking im Büro einer Nichtregierungsorganisation für Umweltschutz mitgearbeitet. Wir haben Wasserproben von engagierten Menschen eingesammelt und ausgewertet oder mit den Unis Energiesparmaßnahmen durchgeführt. Danach hat die chinesische Kollegin mit uns in Berlin zusammengearbeitet. Sie war total erstaunt über den eher bunten Protest hier. Die Verknüpfung von internationalen Begegnungen, also die Zusammenarbeit mit anderen Kulturen, und mit Umwelt- und Klimaschutzthemen hat mich total begeistert. Was mich außerdem an Björn fasziniert hat, war seine Herangehensweise: Er hat uns nicht gesagt, so und so müsst ihr das machen, wie ich das von der Schule kannte, sondern hat uns viel Freiräume gegeben, unsere eigenen Wege und Lösungen zu finden. Das war anfangs irritierend, weil ich dachte: Der muss uns doch jetzt mal sagen, wie wir eine Aktion planen sollen, die für Aufmerksamkeit sorgt. Aber er hat diesen Spagat aus hilfreichen Tipps geben und uns selbst machen lassen unglaublich gut hingekriegt. Das hat mich für alles, was später kam, unglaublich geprägt: Das Gefühl, dass ich meinen eigenen Interessen, aber auch Überzeugungen folgen und mich ausprobieren kann. Auch habe ich von Björn gelernt, dass man gut auf sich selbst achten muss. Sich nicht überfordern darf und immer aufpassen muss, nicht auszubrennen – denn das ist eine häufige Gefahr, wenn man für ein Thema brennt. Und schließlich hatten wir in der Gruppe unglaublich viel Spaß miteinander – da habe ich gelernt, dass Engagement gemeinsam mit anderen glücklich macht!

Über Rebecca Freitag:

Rebecca Freitag ist eine gefragte Green-Speakerin, hilft Unternehmen ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu entwickeln und gründet aktuell das Start-up "Future Maps" mit. Sie war UN-Jugenddelegierte für nachhaltige Entwicklung und Botschafterin der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen (SRzG). 2013 gründete sie als Vorstandsmitglied der Jugend des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Berlin (BUND) den Mobilitäts-Arbeitskreis "FahrradBande". 2019 leitete sie die "All in for Climate Action"-Kampagne und überreichte die Petition mit über 1,5 Millionen Unterstützerinnen und Unterstützern aus 90 Ländern auf dem UN-Jugendklimagipfel in New York. Danach gründete sie u. a. die Global Impact Alliance, ein Zusammenschluss von Unternehmen, die nachhaltige Lösungen vorleben.

 

Bereits seit jungen Jahren engagieren Sie sich für Nachhaltigkeitsthemen – was hat Ihr Engagement und Ihre Leidenschaft ausgelöst?

Die Initialzündung war ein Ägypten-Austausch vor gut zehn Jahren. Da war ich gerade frisch mit der Schule fertig und hatte mit den ganzen Themen Natur und Umwelt eigentlich nichts am Hut. Mich haben eher politische Dinge interessiert, soziale Dinge. Damals war ich Schulsprecherin und habe mich für Bildungsfragen eingesetzt. Und dann habe ich diese Ausschreibung für den internationalen Austausch gesehen, in dem das Wort "Sustainability" vorkam – und ich hatte keine Ahnung, was das bedeutete. In Ägypten habe ich im Anblick der ähnlichen Umweltprobleme, wie den trockenen Böden, Müllkippen und Abgasen in der Stadt, und der gleichzeitig geringen Aufmerksamkeit dafür in Politik und Medien, entschieden, meinen Fokus auf Umweltthemen zu richten. Also habe ich im Politikstudium alles belegt, was irgendwie mit Umweltpolitik zu tun hatte. Parallel habe ich begonnen, mich beim BUND zu engagieren, woraus die Idee mit der FahrradBande resultierte, und schließlich auch das Ehrenamt bei den Vereinten Nationen. So kam eines zum anderen.

Die Jugend und BNE – Eine große Chance

Ist Netzwerken für nachhaltige Arbeit wichtig und wie gelingt es Ihrer Meinung nach?

Nachhaltigkeit ist ja quasi per Definition ein interdisziplinäres Thema. Deshalb habe ich schon in meinem Studium – erst Politik, später dann Umweltwissenschaften – immer in möglichst viele Fachbereiche reingeschaut. Ich bin fest davon überzeugt, dass die nachhaltigsten Lösungen solche sind, wo wir verschiedene Sektoren oder Branchen zusammenbringen. Und dann ist die Bedeutung des Netzwerkens natürlich eine logische Konsequenz – gerade mit Bubbles, in denen wir selbst sonst nicht so rumschwimmen. Ich persönlich hatte dabei oft die Rolle der Übersetzerin oder Vermittlerin, zum Beispiel zwischen den jungen Menschen und der Politik. Denn alle sprechen ihre eigenen Sprachen. Gerade in den letzten Jahren merke ich etwa, dass man mit Unternehmerinnen und Unternehmern ganz anders sprechen muss, als mit einer Bürgermeisterin oder einem Bürgermeister. Ich finde es super spannend, da Brücken zu bauen.

Rebecca Freitag in hellem Pullover und langen Haaren lächelt in die Kamera.

"Unser Denken muss sich ändern – weg vom Linearen hin zu Kreisläufen."

 

QuelleZitat Rebecca Freitag © Bild: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler

Sie haben die Global Impact Alliance mitgegründet, einen Zusammenschluss von Firmen, die nachhaltige Lösungen vorleben. Was sagen Sie, wenn Sie in Unternehmen sprechen?

Vor allem werbe ich für ein Umdenken der Geschäftsmodelle. Weg von einem linearen, kurzfristigen Denken, hin zu Kreisläufen, die die gesamte Wertschöpfungskette betreffen. Und dabei alle Mitarbeitenden mit dem richtigen Mindset mitzunehmen. Natürlich geht es vielen Unternehmen in erster Linie um eine wirtschaftliche Tragfähigkeit. Deshalb werde ich oft gefragt, wie das gehen soll: Geld verdienen und nebenher noch die Umwelt retten. Ich empfehle dann, über Geschäftsmodelle nachzudenken, die quasi automatisch die Natur schützen. Wo jeder eingenommene Euro direkt dem Umwelt- oder Klimaschutz zugute kommt. Es gibt zum Beispiel ein Start-up in Berlin, das sich auf die Jagd und Verarbeitung einer invasiven Flusskrebs-Art spezialisiert hat – also einer eingewanderten Art, die die anderen Tiere verdrängt und so das ökologische Gleichgewicht durcheinanderbringt. Wenn du ein Brötchen mit diesem Krebsfleisch kaufst, hast du was für den lokalen Naturschutz getan! Wichtig ist für mich auch, dass die Unternehmen über den Tellerrand ihrer eigenen Produkte hinausschauen und versuchen, das große Ganze zu sehen: die Prozesse und Strukturen, die alles miteinander verbinden. Also zum Beispiel: Wie wird die Dusche erhitzt, mit der meine Kunden mein Duschgel verwenden? Wie kann ich einen Beitrag dazu leisten, dass dies z. B. mit erneuerbaren Energien passiert? Dass rein nachhaltige Geschäftsmodelle gut funktionieren, hängt am Ende allerdings auch entscheidend davon ab, wie wir Fortschritt messen: Wir müssen als Gesellschaft davon wegkommen, dass Fortschritt immer nur als steigendes Wirtschaftswachstum definiert wird, hin zu Indikatoren, die der Gesellschaft und der Natur wirklich guttun.

Praxisbuch Mobilitätsbildung (PDF, 333KB, Datei ist nicht barrierefrei)

Hierzu passt der "Community Renewables Podcast", den Sie zusammen mit Craig Morris moderiert haben. Worum geht es da?

Wir schauen uns an, wie – vor allem in der Vergangenheit – die Energiewende von Bürgerinnen und Bürgern vorangebracht wird. Aktuell reden wegen der Krise natürlich alle über Energie. Aber da geht es mir viel zu oft einfach nur darum, wo wir diese herbekommen, wie wir die industrielle Produktion aufrechterhalten können und so weiter. Dabei wäre es realistischer, wenn wir uns darüber unterhalten, wie wir in Zukunft mit weniger Energie auskommen. Eine dezentrale Energiewende bringt eine Menge Vorteile mit sich: Wenn sich die Menschen selbst organisieren, in demokratischen Prozessen gemeinschaftliche Entscheidungen treffen, stoßen die Maßnahmen – etwa der Aufbau von Windrädern – auch sofort auf eine viel größere Akzeptanz. Zudem können das relevante Einnahmequellen für die Kommunen sein. Ohnehin wird Nachhaltigkeit viel zu häufig unter dem mikroökonomischen Kostenaspekt betrachtet – wobei die langfristigen, realen Kosten für Mensch und Umwelt bei nicht nachhaltigen Lösungen übersehen werden. Wir müssen einfach viel weitergucken als nur: Wie viel kostet uns diese oder jene konkrete Maßnahme jetzt in Euro? Allumfassender und langfristig sinnvoll sind stattdessen folgende Fragen: Wie viel ist uns das Überleben der Menschheit wert? Was bringt uns ein anderes Modell vielleicht langfristig für die lokale Wertschöpfung? Wie hilft es, die Landflucht zu stoppen? Wie kann es demokratische Strukturen stärken? Und darauf gibt die Bürgerenergie die Antwort.

Nachhaltige Entwicklung von und mit Hochschulen: Handlungsempfehlungen

Rebecca Freitag in hellem Pullover und mit langen Haaren schaut lächelnd an der Kamera vorbei.

"Ich kenne keinen Fall, wo jemand von heute auf morgen zu hundert Prozent nachhaltig geworden wäre."

 

QuelleZitat Rebecca Freitag © Bild: berlin-event-foto.de/Peter-Paul Weiler

Welches Vorhaben beschäftigt Sie aktuell besonders?

Sehr am Herzen liegt mir die Arbeit mit dem Team von Future Maps: Wir programmieren eine Karte, in der nachhaltige Orte angezeigt werden. Sie soll Fragen beantworten wie "Wo kann ich einen nachhaltigen Kaffee trinken?" oder "Wo bekomme ich eine fair und umweltverträglich produzierte Jeans?" Aber dabei soll sie nicht stehen bleiben, sondern gleichzeitig auch Fragen aufwerfen – zum Beispiel, ob man überhaupt eine neue Hose kaufen muss? Entsprechend gibt es Hinweise auf Schneidereien oder Kleidertauschpartys. Es soll eben nicht nur um Orte des Konsums gehen, sondern auch der Entspannung – wie eine Obstbaumwiese – oder auch des sozialen oder ökologischen Engagements. Dank unseres transparenten Rating-Systems ist es ein verlässlicher und glaubwürdiger Guide in Sachen Nachhaltigkeit im aktuellen Greenwashing-Dschungel. Die Firma selbst ist übrigens auch wirtschaftlich nachhaltig: Weil sie als Genossenschaft organisiert ist, kann sie niemals von einem Giganten wie Google geschluckt werden, sondern agiert nur im Interesse ihrer Mitglieder.

Drei Dinge für die Zukunft

Mein Tipp für andere

Also ich kenne keinen einzigen Menschen, der von heute auf morgen zu hundert Prozent auf einen nachhaltigen Lebensstil umgestellt hätte. Ich empfehle bei den Dingen anzusetzen, die einem am meisten stören beziehungsweise Spaß und Freude bereiten. Bei mir war das zuerst die Ernährung, dann kam die Mobilität dazu. Man kann auch Schritt für Schritt jedes Zimmer in der eigenen Wohnung durchgehen und sich fragen: Wie könnte ich das nachhaltiger gestalten? Es gibt natürlich auch verschiedene Orte, an denen man sich für mehr Nachhaltigkeit einsetzen kann: in der Familie, in der Nachbarschaft, in der Lokalpolitik. Und was meiner Meinung nach noch sehr unterschätzt wird: in deinem Unternehmen! Da kenne ich viele tolle Geschichten, wo die Mitarbeitenden die entscheidenden Impulse gegeben haben, wie Nachhaltigkeit in der Firma umgesetzt und gelebt werden kann. Ich merke bei meinen Gesprächen mit den Chefetagen, dass wir mit diesem Thema auf fruchtbaren Boden stoßen – da ist gerade total viel in Bewegung.

Meine Vision für 2030 und 2050?

In meiner Vision haben wir es als Gesellschaft geschafft, die Natur wieder als Vorbild zu sehen und mit ihr im Einklang zu leben. In der Stadt gibt es viele Grünflächen und bepflanzte Dächer, die dabei helfen, die Folgen des Klimawandels abzufedern. Wir werden in Mehrgenerationen-Häusern leben, nur noch in Unverpackt-Läden einkaufen und kaum noch Auto fahren. Vor allem aber wünsche ich mir, dass wir alle weniger arbeiten müssen, um mehr Zeit dafür zu haben, uns um diese Transformationsprojekte und auch umeinander zu kümmern. Denn ich bin fest davon überzeugt, dass häufig mangelnde Zeit einer der wichtigsten Gründe dafür ist, warum Menschen nicht nachhaltiger leben. Das alles führt zu einem gesünderen Lebensstil, weshalb wir viel weniger Medikamente und Arztbesuche brauchen werden. Kurzum: Das Leben wird mehr Spaß machen.

Mein dringlichstes Nachhaltigkeitsziel

17 Ziele sind unglaublich viel (Anm. d. Red.: 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, die von den Vereinten Nationen (UN) in der "Agenda 2030" definiert wurden) – für die oder den einzelnen eine nicht zu lösende Aufgabe. Aber das muss und soll auch keiner alleine tun. Nachhaltiger ist es, sich ein Lieblingsthema auszusuchen, das einem liegt. Bei mir war das etwa die Verknüpfung der internationalen Begegnungen mit dem Nachhaltigkeitsaspekt. Und wenn man so ein Herzensthema gefunden hat, ist es einfacher, dranzubleiben.

 

3 Fragen an Björn Obmann

Herr Obmann, Rebecca Freitag nennt Sie als Vorbild in Sachen nachhaltigem Handeln und sozialem Engagement. Wie fühlt es sich an, eine solche Inspiration für andere zu sein?

Es freut mich total, dass mein Handeln eine solche Wirkung hat und andere inspiriert, aktiv zu werden und die Welt zu verändern. Oft habe ich das Gefühl, politisch und gesellschaftlich viel zu wenig bewegen zu können. Aber zu sehen und zu hören, dass ich andere inspiriert habe, zeigt mir, dass ich doch Dinge losgetreten habe. Meistens sind diese Menschen dann selbst eine Inspiration für mich und liefern neue Ideen und Ansätze. So stecken wir uns hoffentlich immer weiter an und verändern gemeinsam Stück für Stück die Welt.

Wie versuchen Sie das selbst beim Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland, wo Sie seit zehn Jahren als Jugendbildungsreferent arbeiten?

Irgendwie habe ich schon sehr früh im Leben gemerkt, dass mit unserer Welt einiges nicht stimmt – und habe mich eingemischt. Da passt mein Job ganz gut, denn bei der BUNDjugend unterstütze ich nun junge Menschen, selbst aktiv zu werden und zu verändern, was ihnen nicht passt. Ich versuche Freiräume zu schaffen, damit die Jugendlichen handeln können. Wichtig ist mir dabei auch der Blick über den eigenen Tellerrand, weswegen ich zum Beispiel eine Jugendbegegnung mit Ägypten initiiert habe.

Wie würden Sie eine "Vorbildrolle" definieren? Warum sind Vorbilder wichtig?

Vorbilder sollten Räume öffnen. Menschen brauchen keine Vorbilder für ihre eigenen Ideen oder Visionen, aber sie brauchen Platz, sich und ihre Ideen zu entfalten, sich auszuprobieren – und auch Platz zum Scheitern. Vorbilder können diesen Freiraum schaffen, indem sie Projekte anstoßen, Menschen zusammenbringen und ihren Einfluss und Erfahrung zur Verfügung stellen, um Türen zu öffnen. Und manchmal sollten sie zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Fragen stellen. Es ist wichtig, diese Freiräume im Kleinen wie im Großen zu haben, um die Welt verändern und besser machen zu können. So kann jede und jeder eine Vorbildrolle für andere ausfüllen.