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"Bildung ist der Schlüssel für eine nachhaltige Entwicklung"

Dr. Katharina Reuter | Die Geschäftsführerin des Bundesverbands Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW), Dr. Katharina Reuter, spricht im Interview über ihr frühes politisches Engagement und den "grünen Faden", der sich durch ihr (Berufs-)Leben zieht. Außerdem erzählt sie von der Bäuerin Kuni Haas und wie die Erlebnisse mit ihr am Bauernhof sie nachhaltig geprägt haben.

Katharina Reuter vor einem verschwommenem Hintergrund über ihr Vorbild, die Bäuerin Kuni Haas: "Kuni hat mich sehr gepägt, was den sorgsamen Umgang mit der Natur betrifft."
© BNW e.V., Jörg Farys

Frau Reuter, wann haben Sie begonnen, sich für Umweltthemen einzusetzen?

Mein Interesse an Umweltschutz zieht sich wie ein grüner Faden durch mein Leben. Bereits mit 15 Jahren beschäftigte ich mich mit der politischen Frage, wie man unsere Gesellschaft umweltbewusster gestalten kann. Begonnen habe ich damals mit meinem Engagement bei der Jugendumweltbewegung. Ich war schon immer ein Mensch, der Dinge hinterfragt und sich überlegt, wie man sie anders machen könnte. Bereits mit 18 Jahren kandidierte ich fürs Kommunalparlament (Anm. d. Red.: Volksvertretungen in den Städten, Gemeinden und Kreisen). Ich habe dann sechs Jahre lang Kommunalpolitik mitgestaltet. Ich fand es allerdings etwas frustrierend, dass viele Entscheidungen gar nicht kommunal getroffen werden konnten.

Monitoring: Neue Ergebnisse zur Verankerung von Nachhaltigkeit und BNE im Hochschulsystem (PDF, 1MB, Datei ist barrierefrei⁄barrierearm)

Wer oder was hat Sie zu Ihrem nachhaltigen Bewusstsein geprägt?

Ich bin ein Berliner-Stadtkind, doch seit ich sechs, sieben Jahre alt war, verbrachte meine Familie ein- bis zweimal im Jahr Urlaub auf dem Bauernhof. Diesen verbrachten wir stets bei der mittlerweile verstorbenen Bäuerin Kuni Haas und ihrer Familie in der Fränkischen Schweiz. Aufgrund dieser Urlaube bildete sich bei mir auch der Wunsch, Bäuerin zu werden. Denn dort kam ich das erste Mal mit dem Anbau von Getreide und Gemüse in Berührung. All diese Erfahrungen haben mich so fasziniert, dass ich in diesen Urlaubstagen der Bäuerin Kuni so gut wie nie von der Seite wich. Kuni hat mich sehr geprägt, was den sorgsamen Umgang mit der Natur betrifft. Alles, was man verwerteten konnte, wurde bei Kuni auch verwertet. Da war es egal, ob eine Kartoffel schön aussieht oder nicht. Und selbst, wenn die Lebensmittel für die Menschen nicht mehr geeignet waren, bekamen sie die Tiere als Futter. Ebenso lernte ich schon früh, dass jemand, der Fleisch isst, auch bereit sein muss, Tiere zu töten. Das war auf diesem kleinen Bauernhof aber keine Massentierschlachtung, hier wurde stets nur ein einzelnes Tier geschlachtet und von diesem wurde dann auch wirklich alles verwertet. Zum Beispiel habe ich damals das Blut für die Herstellung von Blutwurst umgerührt. Ebenso habe ich eine Menge über den gesunden Boden von Kuni gelernt und wie das Pflanzenwachstum davon abhängig ist. Auch für das selbstgemachte Holzofenbrot war der kleine Hof von Kuni überregional bekannt. Dieses Brot hat sie bis zu ihrem Tod noch in einem historischen Holzofen gebacken – und ihre Familie führt diese Tradition fort. Neben all dem ökologischen und ökonomischen Wissen hat mich Kunis Bescheidenheit sehr geprägt – am allerliebsten aß sie ihr eigenes Brot mit ein bisschen Butter. Aufgrund dieser Erlebnisse erschien mir die Verschwendungslust in der Stadt fragwürdig. Ebenso hat mich stets Kunis Fleiß inspiriert: Sie stand morgens um 5:00 Uhr auf und machte sich ans Werk, Stillsitzen war nicht ihre Stärke. Die landwirtschaftliche Arbeit war ihr Lebensinhalt, bis zum Schluss backte sie das Brot für sich und die vielen Stammkundinnen und Stammkunden selbst.

Katharina Reuters Vorbild Kuni Haas steht mit dem Rücken zur Kamera mit zwei Kindern in der Küche und knetet Teig mit ihnen.
Vorbild Kuni Haas mit den Söhnen von Katharina Reuter beim Backen © privat, Katharina Reuter

Fördermöglichkeiten für BNE-Akteurinnen und -Akteure

Petrolfarbener Handabdruck auf gelbem Hintergrund.

"Die Bäuerin Kuni hat mich sehr geprägt, was den sorgsamen Umgang mit der Natur betrifft."

 

QuelleZitat Dr. Katharina Reuter © Bild: BMBF

Über Dr. Katharina Reuter:

Dr. Katharina Reuter ist mehrfach ausgezeichnete Agrarökonomin. Als Geschäftsführerin des Bundesverbands Nachhaltige Wirtschaft e. V. (BNW) engagiert sie sich für verantwortungsbewusste Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft. Sie ist bereits seit über 15 Jahren Geschäftsführerin renommierter Nachhaltigkeitsorganisationen und verfügt daher über umfangreiche Erfahrungen in der Arbeit mit Unternehmen. Mit ihren Vorträgen, zahlreichen Publikationen und als Mitbegründerin von "Entrepreneurs For Future" sowie ihren Herzensprojekten wie zum Beispiel "Regionalwert AG Berlin-Brandenburg" prägt Reuter innovative Ideen und hilft, diese zu verbreiten. Ihre Fachexpertise wird als Jurymitglied des Deutschen Nachhaltigkeitspreises sowie als Mitglied in verschiedenen Beiräten geschätzt.

Welcher Ausbildungsweg und welche Tätigkeiten führten Sie zu Ihrer jetzigen Aufgabe als CEO des Bundesverbandes Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW)?

Ich habe neben meinem frühen politischen Amt Agrarwissenschaften in Berlin studiert. Auch wenn dieses breitgefächerte Studium sehr sinnbringend für mich war, wurden dort damals ökologische Fragen kaum behandelt. Allerdings gab es eine Vorlesung "Ökolandbau" sowie eine Spezialisierung "Marketing für Bioprodukte" und da habe ich mich aufgrund meiner Interessen verstärkt engagiert – und dann in diesem Gebiet auch promoviert. Direkt nach der Zeit an der Hochschule als wissenschaftliche Mitarbeiterin übernahm ich die Stelle als Geschäftsführerin für die Zukunftsstiftung Landwirtschaft in Bochum. Ich kümmerte mich darum, dass ökologische Projekte wie zum Beispiel Schulbauernhöfe und ökologische Saatgutprojekte Gelder bekamen. Das war schön, solche tollen nachhaltigen Projekte unterstützen zu können. Aus persönlichen Gründen ging es dann mit der Geburt meines ersten Sohnes wieder zurück nach Berlin und ich übernahm dort die Stelle als Geschäftsführerin der Klima-Allianz Deutschland, bevor ich 2014 meine jetzige Aufgabe als CEO des Bundesverbandes Nachhaltige Wirtschaft antrat. 

Bitte erzählen Sie von den aktuellen Aufgaben und der Zukunftsvision des Bundesverbandes Nachhaltige Wirtschaft.

Die Arbeit des Bundesverbandes Nachhaltige Wirtschaft ist deshalb so wichtig, weil es eben nicht nur "die eine Wirtschaft" gibt, wie es fälschlicherweise oft in den Medien oder auch in der Politik dargestellt wird. Ebenso wird es oft so dargestellt, als würde "die" Wirtschaft vor allem von klassischen Industrieunternehmen vertreten, die Umweltschutz eher als Belastung empfinden. Aber das ist ja nicht das ganze Bild, es gibt sehr viele verantwortungsbewusste Unternehmen, die Nachhaltigkeit als Chancenthema sehen. Der BNW stellt die Stimme dieser progressiven Wirtschaft dar. Wir sind als gemeinnütziger Verein organisiert, uns geht es niemals um Klientelpolitik für einzelne Unternehmen, sondern all unser Streben gilt dem Umweltschutz. Rein aus dieser Motivation heraus fordern wir zum Beispiel bessere politische Rahmenbedingungen, damit mehr Unternehmen Richtung Nachhaltigkeit umsteuern können. Denn es ist sehr wichtig, dass immer mehr Unternehmen umsteuern. Den BNW gibt es bereits seit 30 Jahren und die Vision ist es, die gesamte Wirtschaft in Deutschland nachhaltig zu gestalten – unser Zielbild ist ein "Wertschaften" statt Wirtschaften. Neben der klassischen Wertschöpfung werden eben auch soziale und ökologische Werte geschaffen. Der BNW hat in seiner Geschichte zum Beispiel das Erneuerbare-Energien-Gesetz mitentwickelt und die Einführung der Ökosteuer mitbegleitet. Es ist wichtig, dass es zu wahren Preisen kommt und Umwelt- und Sozialkosten eingepreist werden, damit nachhaltige Unternehmen nicht mehr draufzahlen müssen. Dann ist auch ein ganzheitlich nachhaltiges Wirtschaften möglich, das die planetaren Grenzen (Anm. d. Red.: ökologische Grenzen der Erde, deren Überschreitung die Stabilität des Ökosystems der Erde und damit die Lebensgrundlagen der Menschheit gefährdet) nicht überschreitet.

Lernmaterialien "Armut und Hunger beenden" – Gemeinsam für Afrika e. V.

Der BNW hat mittlerweile mehr als 600 etablierte Unternehmen als Mitglieder – welche Rolle spielt Netzwerken für nachhaltige Arbeit und wie gelingt es Ihrer Meinung nach?

Ich denke, der BNW ist ein gutes Beispiel, wie wichtig Netzwerken ist. Wir sind ja branchenübergreifend aufgestellt und es ist oft ein Aha-Moment, wenn die Unternehmerinnen und Unternehmer merken, dass es viele Verbündete gibt. Da erfolgt ein intensiver Austausch: Man profitiert gegenseitig vom Know-how des anderen, der hinsichtlich eines nachhaltigen Themas vielleicht schon weitergedacht hat. Aus den Netzwerken entstehen auch konkrete Projekte, die gemeinsam gemacht werden. Oft arbeiten zum Beispiel etablierte Unternehmen mit Start-ups zusammen. Unsere Unternehmerinnen im Verband beraten sich gegenseitig und betreiben Women Empowerment (Anm. d. Red.: Stärkung der Rolle der Frau). Zudem arbeitet der BNW gerne in Bündnissen, zum Beispiel haben wir die Bündnisse "Unternehmen für gerechten Handel" und "Entrepreneurs for Future" initiiert und koordiniert.

Wie kam es zur Gründung von "Entrepreneurs For Future" und was ist das Hauptziel dieses Bündnisses?

Ich erachte die Bewegung "Fridays for Future" für sehr bedeutend, diese veranlasste viele Unternehmerinnen und Unternehmer nachhaltiger zu denken – da eben die eigenen Kinder plötzlich anfingen, kritisch nachzufragen. Es war oft der endgültige Anstoß, um Pläne umzusetzen und Gelder in die Nachhaltigkeit zu investieren. Wir können den "Fridays" gar nicht dankbar genug sein für ihr Engagement und ihren Mut. Darauffolgend wurde mit der Unterstützung des BNW aus der Wirtschaft heraus das Bündnisprojekt "Entrepreneurs for Future" initiiert, dem sich mittlerweile 5.000 Unternehmen angeschlossen haben. Neben der Teilnahme an Streiks organisiert dieses Bündnis zum Beispiel auch Seminare zum Klimaschutz. "Entrepreneurs for Future" möchte Wissen zur Nachhaltigkeit niedrigschwellend vermitteln und als großes Bündnis vermehrt Aufmerksamkeit für Klimaschutz bewirken. Das erhielt schon ein Echo in den Medien, als plötzlich auch Geschäftsmänner und -frauen in Businesskleidung bei Demonstrationen erschienen und sich für Umweltschutz engagierten. Denn die Verbündeten von "Entrepreneurs for Future" wissen: Der Erhalt unseres Planeten geht uns alle etwas an.

Katharina Reuter in blauem Blazer vor blauem Hintergrund spricht in ein Mikrofon.

"Der Erhalt unseres Planeten geht uns alle etwas an."

QuelleZitat Dr. Katharina Reuter © Bild: dinias Fotografie

Gibt es spezielle neue soziale oder nachhaltige Projekte oder Vorhaben, die Sie in Planung haben?

Ja, wir wollen ein gemeinsames Veranstaltungsformat der transformativen Wirtschaftsverbände schaffen, den "Sustainable Economy Summit" (Anm. d. Red.: Gipfel für nachhaltige Wirtschaft). Dort wollen wir – passend zu dieser Kampagne – auch Vorbilder der nachhaltigen Wirtschaft einladen, um zu zeigen, was alles im Bereich Nachhaltigkeit möglich ist.  

Und wie setzen Sie in Ihrem Alltag Nachhaltigkeit um?

Nachhaltigkeit im Alltag ist mir persönlich sehr wichtig. Die üblichen Wege zur Arbeit lege ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Fahrrad zurück, Dienstreisen mache ich mit der Bahn, innerdeutsche Flüge sind tabu. Mein Konto ist bei einer ethisch-ökologischen Bank. Als Familie kaufen wir ca. 80 Prozent Biolebensmittel. Ich bin Flexitarierin (Anm. d. Red.: Esskultur, die selten Fleisch oder nur ausgewähltes Fleisch beinhaltet) und esse nur Fleisch, wenn ich weiß, wo es herkommt. Unser 100 Jahre altes Haus haben wir energetisch saniert, mit Solaranlage auf dem Dach, Speicher im Keller – und natürlich sind wir bei einem echten Ökostromanbieter. Zusätzlich kompensieren wir als Familie unsere CO2-Emissionen über die gemeinnützige Organisation "ForTomorrow", die mit den Geldern CO2-Emissionsrechte stilllegen und Aufforstung in Deutschland betreiben. Gerade die Verknappung der Emissionszertifikate finden wir wichtig.

Gibt es eine Entscheidung in Ihrem Leben, die Sie bedauern und heute anders angehen würden?

Ja, ich bedauere, dass ich meine Söhne auf die staatliche Schule um die Ecke gegeben habe. Die individuelle Sicht auf die Kinder – und übrigens auch das Thema Nachhaltigkeit – kommen da viel zu kurz. Diesbezüglich wäre eine alternative Schule geeigneter gewesen, die die Individualität fördert und nachhaltiges Denken sowie die Fähigkeit zu vernetzen vermittelt. Mein Wunsch für das Bildungssystem ist an der Stelle, dass Nachhaltigkeit in allen Schulen einen hohen Stellenwert bekommt.

Petrolfarbener Handabdruck auf gelbem Hintergrund.

"Mein Wunsch für das Bildungssystem ist, dass Nachhaltigkeit in allen Schulen einen hohen Stellenwert bekommt."

 

QuelleZitat Dr. Katharina Reuter © Bild: BMBF

Was ist Ihrer Meinung nach die Stärke oder das Potenzial der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kampagne Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)?

Das Potenzial der Kampagne ist, dass man nochmals stärker vermitteln kann, welche große Bedeutung Bildung für nachhaltige Entwicklung hat. Zum Beispiel geben bei unserem Projekt "Umweltprofis von morgen" in Baden-Württemberg viele Schülerinnen und Schüler das Feedback, dass sie zum ersten Mal verstanden haben, was Nachhaltigkeit ist und warum sie wichtig ist. Bildung ist der Schlüssel für eine nachhaltige Entwicklung, mit Bildung muss man anfangen. Ein weiteres Potenzial der Kampagne ist, dass diverse Testimonials gezeigt werden, die an verschiedenen Stellen und von den unterschiedlichsten Menschen inspiriert wurden und somit vielfältige Herangehensweisen gefunden haben, um sich für BNE zu engagieren. Das zeigt den Menschen, dass es verschiedene Wege gibt, um sich für etwas Gutes einzusetzen und dass man Inspiration für andere Menschen sein kann. Kuni hätte sich damals bestimmt auch nicht vorstellen können, dass sie durch die gemeinsame Zeit auf dem Acker mein ganzes Leben prägen wird. 

Drei Dinge für die Zukunft

Mein Tipp für andere

Erstmal ist es wichtig, herausfinden, wo das persönliche Herzblut schlägt. Denn es ist von Bedeutung, ein soziales oder nachhaltiges Ziel zu verfolgen, das auch zu einem passt. Es gibt viele tolle Umweltverbände, die sich zum Beispiel für Naturschutz einsetzen. Gerade die großen Umwelt- und Naturschutzverbände sind fast in jedem Ort zu finden. Aber vielleicht ist man auch eher an sozialer Nachhaltigkeit interessiert und möchte sich beispielsweise bei einem Projekt für Flüchtlinge engagieren. Auch die demokratischen politischen Parteien im Ort sind gute Wirkungsfelder, um sich für Themen einzusetzen, die einem wichtig sind.

Meine Vision für 2030 und 2050

Mein größter Wunsch ist, dass wir die Kurve in der Klimakrise noch kriegen. Es fällt mir aber immer schwerer, optimistisch zu sein, wenn ich beobachte, wie langsam wir uns immer noch bewegen – obwohl wir wissen, dass schnelles Handeln wichtig wäre. Allerdings macht mir der Pioniergeist unserer Verbandsmitglieder Mut. Diese Unternehmerinnen und Unternehmer arbeiten stetig daran, noch nachhaltigere Lösungen zu entwickeln. Meine Vision für 2030 ist, dass wir die Trendwende wirklich erkennen. Denn aktuell haben wir diese nicht, Emissionen, Rohstoffverbrauch und Abfallaufkommen steigen immer noch. Für 2050 hoffe ich, dass es uns gemeinsam gelungen ist, die Folgen der Erderhitzung in Schach zu halten, denn die Auswirkungen sind bereits jetzt für viele tödlich. Eine weitere Vision ist, dass wir 2050 ein anderes Konsumverhalten entwickelt haben. Ich wünsche mir ein positiveres Verständnis von einem "Weniger". Denn weniger Konsum bringt auch mehr Zeit und Möglichkeiten für Wohlstand, Menschen und den Umweltschutz.

Mein dringlichstes Nachhaltigkeitsziel

Blicke ich auf den Umbau der Industriestaaten würde ich sagen SDG 7 "Bezahlbare und saubere Energie" (Anm. d. Red.: Sustainable Development Goals; 17 globale Nachhaltigkeitsziele wurden im Jahr 2015 von den Vereinten Nationen in der Agenda 2030 definiert) hat einen hohen Stellenwert und ist eine große Herausforderung, da dieses von der deutschen Industrie in den vergangenen Jahrzehnten zu wenig vorangetrieben wurde. Wenn ich allerdings auf die Welt blicke, ist natürlich SDG 2 "Kein Hunger“ ein großes Thema. Das macht mich fassungslos, dass dies noch immer nicht gelöst wurde. Das war damals schon ein Millenniums-Entwicklungsziel (Anm. d. Red.: im Jahr 2000 wurden von den Vereinten Nationen 8 Millennium Development Goals [MDGs] für das Jahr 2015 definiert) und ist immer noch nicht ansatzweise erreicht. Wir haben genug Ackerfläche für alle da, verschwenden aber so viel für Tierfutter. Das erachte ich als aktuelles Versagen der Weltgemeinschaft und hoffe auf ein dringliches Umdenken und Umsteuern.